Unser Kind schreit so viel. Was können wir tun?

„Wir haben schon so viel probiert, aber noch immer so viele Schreiphasen. Hast du noch Ideen, wie wir unser Kind beruhigen können?“

Selbstverständlich habe ich jede Menge Ideen, aber ich möchte dennoch zwei weitere Dinge beleuchten. Zum einen stellt sich mir immer die Frage, was Eltern eigentlich als viel empfinden und zum anderen wer es warum als viel empfindet. Oftmals kann man bei genauerem Hinsehen nämlich schnell sehen, dass eigentlich die körperliche oder psychische Verfassung eines Elternteils (oder auch beider 😉) die Situation als schlimm empfinden lässt oder aber (ein Klassiker) der Druck durch Außenstehende ein Problem suggeriert. Die Schwiegermutter, die einem beispielsweise erzählt, dass das eigene Kind nie so viel geweint hat. Die Nachbarn, die einen fragen, ob denn alles okay ist. Die Freundin, die… all diese Dinge können unsere Wahrnehmung trüben. Also fragt euch doch bitte gerne immer auch warum genau ihr es gerade als so viel empfindet.

  1. Wieviel ist eigentlich viel?

Gerade in den ersten Wochen, wenn alle sich noch einfinden müssen und alles neu ist, kann sich auch das normale Schreipensum eines Kindes ganz schön viel anfühlen. Deshalb würde ich euch erstmal den Tipp geben zu schauen wie lange euer Kind denn wirklich schreit. Eine tägliche Schreidauer von 2 1/2 Stunden gilt als völlig normal. Glücklicherweise gibt es natürlich auch Kinder, die viel viel weniger schreien, aber das ändert nunmal nichts daran, dass auch 2 1/2 Stunden als normal einzuordnen sind. Schreien ist nunmal eine Art der Kommunikation eures Kindes. Sicherlich kann man mittlerweile auch vor dem Schreien schon einige frühe Anzeichen für Bedürfnisse ausmachen, deren Befriedigung dazu führt, dass das Kind garnicht erst schreien muss, aber gerade in den ersten Wochen müsst ihr erst lernen diese zu sehen und richtig zu interpretieren und manchmal sind sie halt auch nicht eindeutig und der Zeitraum zwischen den frühen Zeichen und dem Schreien sehr kurz. Schließlich kommt euer Schatz mit seinem ganz eigenen Temperament zu euch. Aber mehr dazu später. Damit ihr einordnen könnt wieviel Geschrei normal ist, folgender Hinweis:

Schreikinder und DIE 3er-Regel

Erst wenn ein Kind in einem Zeitraum von drei Wochen an drei Tagen der Woche drei Stunden schreit (3×3-Wessel-Regel), spricht man von einem Schreikind. Sollte euer Kind tatsächlich so viel schreien, empfehle ich, dass ihr euch an eine spezielle Schreiambulanz oder geeignete BeraterInnen wendet, damit ihr entsprechende Unterstützung erhaltet. Einrichtungen in eurer Nähe findet ihr sicher schnell über eine kurze Internetrecherche. Ansonsten helfen euch i. d. R. auch euer zuständiges Jugendamt, Erziehungsberatungsstellen, KinderärztInnen und Hebammen bei der Suche.

Wichtig ist, dass ihr euch in einer solchen Situation rechtzeitig Hilfe sucht, denn nicht nur vermutete Regulationsstörungen im Säuglingsalter* oder weitere medizinische Ursachen, wie Koliken, Unverträglichkeiten und Entwicklungsstörungen, können die Hilfe von Professionellen benötigen. Vielmehr ist es für viele Eltern auch wichtig rechtzeitig Entlastung zu erfahren und die ersten Schwierigkeiten zu meistern bevor diese die Eltern-Kind-Beziehung oder auch die Paar-Beziehung nachhaltig belasten.

Aber…

  1. Warum schreit ein Baby überhaupt?

Das Schreien eures Babys kann viele Ursachen haben. Viele Schreiphasen lassen sich auf die 5 Grundbedürfnisse des Menschen (Maslow) zurückführen und sind auch in den 7 Grundbedürfnissen von Kindern nach Brazelton und Greenspan wiederzufinden. Anhand letzterer Einteilung möchte ich versuchen mich den Ursachen zu nähern.

1 Das Bedürfnis nach sicherer, liebevoller Bindung

    • Wieviele Personen kümmern sich um das Kind? Im ersten Lebensjahr sollte ein Kind idealerweise 2-3 Bezugspersonen, mehr Personen können noch überfordern
    • Wie wird mit dem Kind gesprochen? Stichwort: Achtsame Kommunikation, denn „Der Ton macht die Musik“. Babys benötigen eine ruhige Ansprache und freundlich zugewandte Menschen. In ihrer Nähe sollte nicht Geschrien werden. Zu viel Gerede kann ebenso anstrengen sein (Überforderung), wie zu wenig (Unterforderung)
    • Kann das Kind sich bei jemandem sicher fühlen? Eine Beziehung bzw. Bindung entsteht durch Verlässlichkeit. Werden die Grundbedürfnisse des Kindes regelmäßig von einer Person erfüllt, so baut das Kind eine stabile Bindung auf. I. d. R. hat das Kind eine Hauptbezugsperson. Diejenige, die am häufigsten die Bedürfnisse befriedigt. Diese Person muss übrigens nicht zwangsläufig die leibliche Mutter sein.

    2 Das Bedürfnis nach körperlichem Wohlbefinden und Sicherheit

      Physische Grundbedürfnisse

      Nahrung (Essen und Trinken)

      • Hat das Kind Hunger? Kennst du die frühen Anzeichen für Hunger? Manchmal erkennen wir auch viel zu spät, dass das Kind Hunger hat und es ist so überreizt, dass es trotz Hunger nicht fähig ist Nahrung aufzunehmen
      • Doch Achtung: Das Kind hat nicht immer Hunger. Lernt die Zeichen eures Kindes zu deuten, aber versucht auch Alternativen zur Beruhigung zu etablieren, denn sonst können Flasche bzw. Brust schnell nicht nur zur Befriedigung des Hungergefühls, sondern auch als Beruhigungshilfe genutzt werden
      • Versucht euren Partner/andere Familienmitglieder einzubinden, damit ihr nicht alleine verantwortlich seit
      • Bei Stillkindern kann man die Nahrung der Mutter überprüfen (zu viel Tee/Kaffee, Blähungen durch verschiedene Lebensmittel)
      • Das Kind könnte eventuell an Unverträglichkeiten leiden. Gibt es dafür Anzeichen? Familiäre Vorbelastungen?
      • Möchte das Kind etwas Trinken? Hat es Durst? Zusätzliche Flüssigkeit ist übrigens erst ab drei vollständig ersetzten Beikost-Mahlzeiten nötig
      • Wurde die Flasche vielleicht zu doll geschüttelt? Dies kann zu zu viel Luft im Bauch und somit zu Bauchweh führen
      • Hat das Kind vielleicht eine falsche Trinktechnik? Auch dies kann zu zu viel Luft im Bauch und Bauchweh führen
      • Bekommt das Kind Vitamin D in Tablettenform? Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, aber viele Eltern und Hebammen erzählen davon, dass es nach dem Umstieg auf Tropfen weniger Geschrei gab
      • Ist das Kind gerade im Stillstreik?
      • Habt ihr schon eine etablierte Stillmethode? In den ersten 8 Wochen sollte möglichst darauf verzichtet werden das Kind mit verschiedenen Nuckelmethoden (Brust, Flasche, Schnuller, Stillhütchen, Becher) zu konfrontieren. Erst nachdem eine Methode erfolgreich etabliert ist, sollte dies, wenn nötig, erfolgen, denn ansonsten könnte es zu einer Saugverwirrung kommen
      • Muss dein Kind die Nahrung wieder ausscheiden? Hat es eine volle Windel? Es gibt Kinder, die auch ihre Ausscheidungen durch Geschrei ankündigen. Vielleicht beobachtest du dies einmal? Gerade bei Windelfrei-Familien ist dies ein Thema.

      Atmen

      • Ist die Nase vielleicht verstopft?

      Gesundheit

      • Könnte das Kind vielleicht doch krank sein oder Schmerzen haben?

      Schlaf

      • Wo schläft dein Kind gerne? Es gibt Kinder, die sich gut ablegen lassen, aber es gibt auch Kinder, die das nicht mögen. Sucht euren ganz individuellen Weg. (Ich kenne sogar Eltern, die einen Kinderwagen nur für die Wohnung haben, weil das die Methode ist, die dort funktioniert, also macht euch nicht verrückt, wenn der eine Ort, den ihr euch vielleicht überlegt habt ohne das Kind zu kennen, nicht funktioniert.)
      • Wie schläft dein Kind gerne? In welcher Lage schläft es gerne? Auch wenn aus medizinischer Sicht die Bauchlage heute nicht mehr empfohlen gibt, so gerate ich doch immer wieder an Elternteile, die mir verschämt berichten, dass ihr Kind nur auf dem Bauch wirklich schläft. Und macht das nicht Sinn? Wir Erwachsenen schlafen auch nicht alle auf dem Rücken, oder? Selbstverständlich ist diese Aussage nicht als „Leg dein Kind ruhig auf den Bauch“ zu verstehen , aber zumindest als Entlastung für alle Familien, die genau das tun, damit alle irgendwie zur Ruhe kommen.
      • Des Weiteren können die Raumtemperatur und die Lichtverhältnisse eine Rolle spielen. Die ideale Schlaftemperatur für Säuglinge liegt übrigens (je nach Literatur unterschiedlich) bei ca. 16 bis 20 Grad. (Achtung für Frühchen gelten andere Werte!) Auch wenn es in den ersten Wochen Sinn macht den Kindern durch natürlich wechselnde Lichtverhältnisse den Tag- und Nachtrhythmus zu verdeutlichen, kann es in der Folgezeit bei einigen Kindern notwendig sein den Schlafbereich auch tagsüber abzudunkeln (Rollos, Tuch über Bett/Wagen o. ä.). Verantwortlich dafür ist übrigens das Hormon Melatonin. Deshalb kann es auch wichtig sein auf die verwendete Farbe des Nachtlichts zu achten. Melatonin ist übrigens auch für die Ausschüttung des Wachstums Somatropin verantwortlich. Das erklärt doch prima, warum unsere Kinder auch nachts noch Nahrung brauchen oder?
      • Mit was schläft euer Kind gerne? Decke, Eingeigelt, Übergangsobjekt, Geräusche,…
      • Für später: Schreit euer Kind (ca. zwischen zwei und sechs Jahren) mitten in der Nacht und wirkt dabei irgendwie abwesend? Informiert euch doch mal über das Thema Nachtschreck

      Kleidung

        • Ist die Kleidung vielleicht zu eng? Oder kratzig? Einige Kinder sind da wirklich empfindlich.
        • Stören vielleicht auch einfach Nähte/Reisverschlüsse/Applikationen?

        Sicherheit

        • Auch ein Baby benötigt ein sicheres zuhause, aber es muss erst lernen, wo dieses ist. Habe ich ein Dach über dem Kopf? Wo bin ich eigentlich zuhause?  Diese Frage klärt sich nicht so schnell. Ein Baby braucht dafür Zeit. Wenn ihr also ständig unterwegs seid, kann es sein, dass das Baby sich unsicher fühlt und überfordert ist

        3 Bedürfnis nach Individualität und persönlichen Erlebnissen

          • Werden die Gefühle und Wünsche des Kindes ernst genommen und so seine Persönlichkeitsentwicklung gefördert? Sicherlich können wir in den ersten Wochen noch nicht erkennen welche kleine Persönlichkeit wir vor uns haben, aber schnell genug, bemerken wir, dass jedes Kind seine ganz eigenen Vorlieben hat. Versucht diese zu finden und in schlechten Phasen als Beruhigungsmittel einzusetzen 

          4 Grundbedürfnis nach entwicklungsorientierter Erziehung

            • Sind die Dinge, die mit dem Kind unternommen werden altersangemessen? Ansonsten könnte es zu Unter- oder  Überforderung kommen
            • Wird es emotional unterstützt? Darf es eigene Gefühle ausleben? Wenn man alle Grundbedürfnisse überprüft hat, dann darf ein Kind auch einfach im Schreien begleitet werden. Es benötigt die Sicherheit diese Trauer, Wut oder was auch immer ausleben zu dürfen ohne die Bezugspersonen damit zu verscheuchen. Ein einfaches „Ich sehe deine Wut. Ich bin bei dir.“ kann Wunder wirken
            • Schreien ist in den ersten Monaten einfach auch das Kommunikationsmittel unserer Kinder
            • Sicherlich müssen wir Kinder im ersten Lebensjahr schützen, aber wird das Kind auch nicht überbehütet? Darf es eigene Erfahrungen machen? Die meisten Kind werden ohne jeden Zweifel gerne getragen, aber gibt es auch Zeiten in denen es einen Ort hat an dem es einfach mal sich selbst spüren kann? Hat es Gelegenheit seinen eigenen Körper zu erkunden ?
            • Im Verhalten eines Kindes kann es immer wieder zu Veränderungen durch Alter (Entwicklungssprünge), Krankheit, Zahnen, den Wechsel zur Tagesmutter/ in den Kindergarten, ein Geschwisterkind oder die Änderung eines Rhythmuses kommen. Versuche die Veränderungen bewusst auf dem Schirm zu haben. Kleines Beispiel: Unsere Kichererbse hat Stoffwindeln getragen. Da diese oft etwas dicker sind, hat sie i. d. R. sehr weite Hosen getragen und beim Anziehen haben wir immer die Socken zuletzt angezogen, weil die Hosenbünde weit genug dazu waren. Als sie dann mit 1 1/2 trocken war und wir eher engere Hosen getragen habe, habe ich intuitiv die Socken vor der Hose angezogen. Wir hatten tagelang beim Anziehen Geschrei und ich habe es einfach nicht verstanden. Bis ich fragte „Was ist denn im Moment los?“ – „Erst Hose“. Na klar. Ich hatte einfach den Rhythmus geändert.
            • Reizarmut bzw. Langeweile kann ebenfalls ein Grund für das Schreien deines Babys sein. I. d. R. benötigt dein Kind noch nicht viel, um sich zu beschäftigen. Also macht es kaum Sinn in den ersten Wochen bereits den nächstgelegenen Spielzeugladen aufzukaufen, aber das ein oder andere sollte es schon zu entdecken geben. Ich persönlich empfehle dir Kontrast-Karten bzw. Bücher (schwarz-weiß-Bilder) oder einfache Mobiles. (Ich persönlich empfehle Mobiles übrigens nicht über dem Bett, weil diese eher zur Konzentration und Auseinandersetzen mit der Umwelt anregen und für mich somit zum Schlafen ungeeignet sind. Sollte dich das Thema interessieren, dann schau doch gerne mal unter den Stichworten Montessori und Mobile im Netz nach.)
            • Abstand der Spielzeuge in den ersten Wochen 30 cm, denn nur in diesem Bereich sehen Babys scharf. Sie nehmen am besten Gesichter und Kontraste war
            • Die Konzentrationsfähigkeit der Kinder ist übrigens ziemlich individuell, aber liegt durchschnittlich bei wenigen Minuten, also erwartet nicht zu viel von ihnen 😉
            • Weniger ist mehr. Alltagsmaterial aus der Realität der Familie interessiert im ersten Jahr viel mehr, als Spielzeug. Die Kinder wollen schließlich die Realität beGREIFEN
            • Autonomie: Selbstständiges beschäftigen vs. Bespaßung. Sowohl bei der Auswahl des Spielzeugs als auch bei der Art der Darbietung solltet ihr darauf achten, dass das Kind sich eigenständig mit dem Material beschäftigen kann.
            • Medien sollten im ersten Lebensjahr tabu sein, denn die schnelle Bildabfolge überfordert das reifende Gehirn

            Später kommt noch folgende Fragen hinzu:

            • Wird das Kind zu sehr verwöhnt? Wenn ihm alles abgenommen wird, kann es auch hier keine eigenen Erfahrungen machen. Kinder müssen sich selbst im Tun erleben, um Selbstwert aufzubauen

            5 Bedürfnis nach Struktur & Orientierung

              • Bereits im Säuglingsalter brauchen Kinder klare Strukturen, Regeln und wenige Grenzen. Auf diese Art lernen sie ihre Umwelt zu verstehen und in dieser zu agieren
              • Rituale und gleichbleibende Tagesabläufe helfen den Kindern Regelmäßigkeiten zu finden und so zu verstehen, was als nächstes passiert
              • Kinder haben einen inneren Wunsch nach Ordnung (Material, Sprache,…)

              6 Grundbedürfnis nach stabiler Gemeinschaft & Zugehörigkeit

                • Bezugspersonen und die erweiterte Gemeinschaft aus Verwandten, Bekannten, Nachbarn,… bieten dem Kind verschiedene Ansichten und Lebensweisen. Diese sind für die Identitätsbildung, Orientierung und Selbstständigkeit unglaublich wichtig. Dennoch sollte ausgiebig geschaut werden, wann das Kind bereit ist neue Personen kennenzulernen und keine zu große Fluktuation in den ersten Monaten erfolgen

                7 Bedürfnis nach Zukunftssicherung

                  • Einige erklären die Innere Sicherheit unserer Kinder durch Urvertrauen (spiritueller Ansatz), andere durch Religion oder Kohärenz (Psychologischer Ansatz). Fakt ist, dass auch Kinder Resilienz, also eine gewisse Widerstandsfähigkeit, benötigen, um psychisch Gesundheit zu sein und diese haben Menschenkinder zum Glück, doch es kann auch nie Schaden diese zu stärken indem Bezugspersonen sich um sie Sorgen. Solltest du also bis hierher gelesen haben, bin ich mir sicher, dass du eine tolle Bezugsperson bist, die sich um ihren Schützling sorgt.

                  Schön und gut, aber hast du nichts Konkretes für uns?

                  Doch, doch…

                  Schritt 1: Grundbedürfnisse überprüfen

                  • Du hast überprüft, ob dein Kind Hunger oder Durst hat?
                  • Du hast die Windel überprüft oder dein Kind abgehalten?-
                  • Du bist sicher, dass dein Kind es nicht zu warm oder zu kalt hat?
                  • Deine Nähe hilft auch nicht?
                  • Du denkst, dass dein Kind gerade keine medizinische Hilfe benötigt?

                  Dann…

                  Schritt 2: Reizarmut vs. Reizüberflutung überprüfen

                  • Du bist sicher, dass dein Kind nicht über- oder unterfordert ist?
                  • Jeder Sinn deines Kindes kann über- oder unterfordert sein. Beispiele: Unbekannte/Unangenehme Geräusche, wie starkes Parfüm eines Besuchers kann dein Baby überfordern oder am Wickeltisch ist seit Wochen das selbe Spielzeug und dein Kind möchte einfach etwas Neues sehen

                  Schritt 3: Entspannung-/Beruhigungsmethoden ausprobieren

                  Wenn die Schreiphasen sich nicht durch die Schritte 1 und 2 erklären lassen und die sich daraus ergebenden Handlungsansätze (wie füttern, wickeln, zum Arzt gehen oder Reizminderung) nicht gefragt sind, sollte man versuchen die Kinder zu beruhigen oder sie zur Selbstregulation anregen.

                  Erinnerungen an den Mutterleib schaffen

                  • Ein Großteil der etablierten Beruhigungsmethoden lässt sich auf die ersten Monate im Mutterleib zurückführen.
                    • Enge: Pucken, Umrandungen/Nestchen, Babyhörnchen, Tragen, Gewichtsdecken 
                    • Schwerelosigkeit/Bewegung: Wiegen, Babyschwimmen, Baden, Wippen, Pezziball, Auto fahren, Kinderwagen schuckeln, Hängematte
                    • Rauschendes Blut/Herzschlag: Sch-Laute, weißes/pinkes Rauschen (z. B. Föhn, Staubsauger, Apps) , CTG-/Herz-Geräusche (z. B. YouTube, spezielle Kuscheltiere)
                    • Dunkelheit: Abgedunkelter Raum

                  Alle Sinne einbeziehen

                  • Jedes Kind ist anders, deshalb lohnt es sich oft zu schauen, welche Sinn der (momentan) dominante Sinn ist bzw. welche Kombination für das eigene Kind die sinnvollste ist. Leider gibt es nicht die eine Methode, die bei allen Kindern funktioniert
                    • Augen: siehe Dunkelheit
                    • Ohren: Singen, gut zureden/Babytalk, Naturgeräusche + siehe Rauschendes Blut/Herzschlag & Schwerelosigkeit/Bewegung
                    • Nase: Lavendelduft, frische Luft, Objekte mit Nestgeruch/Geruch der Hauptbezugsperson
                    • Mund: Brust, Schnuller, Kuscheltuch, Kauspielzeug/Beißringe (Einschlafnuckeln funktioniert prima, aber sollte nicht DIE Beruhigungmethode werden)
                    • Haut: Massage, kuscheln, streicheln + siehe Enge

                  Den Bauch entlasten

                  • Flugzeuggriff
                  • Seitenlage
                  • Sonne-Mond-Massage

                  Schritt 4: Reflexion

                  • Welche Methode hatte Erfolg?
                  • Welche Methode führte zu weiterer Reizüberflutung?
                  • Hat das Kind vielleicht auch nur Resigniert? Ist es vor Erschöpfung eingeschlafen?
                  • Was hat mich selbst beruhigt?

                  Schritt 5: Prävention

                  • Zur eigenen Entlastung können sich Methoden aus der Arbeit der Schreiambulanzen anbieten. So kann beispielsweise ein Schreitagebuch, ein Tagesablauf-Protokoll oder auch ein Befindlichkeitsprotokoll helfen, um die Frage nach dem wieviel zu beantworten und typische Situationen in denen das Kind schreit zu lokalisieren
                  • Wichtig ist die Gewissensentlastung. Kinder schreien. Manchmal weiß man nicht warum. Schreien ist Kommunikation. Man muss nicht immer eine Lösung haben. Hauptsache man ist da und begleitet das Kind
                  • Oftmals hilft der Austausch mit anderen, um aus der Stressspirale auszubrechen. Schließlich geht es auch vielen anderen Eltern so und man ist nicht alleine

                  *Regulationsstörungen im Säuglingsalter

                  • Verzögerte Reifung 
                  • Temperament
                  • Störung der neurophysiologischen Erregungssteuerung (Stress)
                  • Wahrnehmungsstörung (sensorische Integration)
                  • Störung der sozialen Kommunikation (Über- und Unterforderung)
                  • Psychosoziale Belastung in der Familie (Erkrankungen, Partnerschaftskonflikte,…)
                  • Fütterungsstörung
                  • Schlafstörung

                  Was gefällt deinem Kind? Hat es vielleicht sogar einen Lieblingssinn? Oder du hast weitere Ideen für unsere Liste? Schreib uns gerne…

                  Veröffentlicht von Sabrina vom Sinneskarussell

                  Hallo ihr Lieben, ich bin Sabrina. Mama von vier wundervollen Kindern (geboren 2001, 2003, 2015 und 2022) und Erziehungswissenschaftlerin mit Leib und Seele. Vor meiner letzten Elternzeit arbeitete ich als Lehrkraft an einem Berufskolleg in der Fachschule für ErzieherInnen. Außerdem war ich parallel in der Familienbildung in Dortmund und im Kreis Unna aktiv. Neben den Sinneskarussell-Kursen indoor, outdoor und online, biete ich Stoffwindel-, Windelfrei-, Still-, Beikost- und Schlafberatung an, bin Trainerin für psychomotorische Bewegungsentwicklung im Wasser und Übungsleiterin im Kinderturnen. Ein buntes Potpourri an Dienstleistungen rund um das Familienleben also. Mittlerweile leben wir im Aargau (Schweiz) und ich biete hier neben Kursen und Beratungen auch Spielgruppen (Stetten AG) und Tagespflege (Meisterschwanden) an. Ich möchte auf meiner Seite zudem nach und nach allen interessierten Eltern meine gesammelten Werke an Ideen und Materialempfehlungen zur Verfügung stellen.

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