Ich muss bald wieder arbeiten und mein Kind geht dann zur Tagesmutter. Wir stillen normalerweise nur vor dem schlafen, aber bei Schüben/Zahnungsschmerzen auch öfter. Wie kann ich bis dahin abstillen? (Kurzfassung)

Diese Frage an Sabrina vom Sinneskarussell war ursprünglich etwas länger, was man vielleicht an der ein oder anderen Stelle der Antwort bemerken kann 😉 Die Frage wurde zum Zwecke der Lesbarkeit und um private Inhalte auszublenden gekürzt.

Zunächst toll, dass ihr eine so schöne Stillgeschichte habt. Das war streckenweise bestimmt harte Arbeit, die sich aber sicherlich gelohnt hat.

Dass dein Kind bei Zahnungsschmerzen und während den Schüben auch tagsüber vermehrt an die Brust möchte, sollte dich nicht beunruhigen. Hierbei handelt es sich zum Teil um eine erlernte Strategie („Wenn es mir nicht gut wird, stille ich mein Bedürfnis nach Nähe an Mamas Brust“) und vielmehr noch um die Aufnahme von schmerzstillendem Casomorphin, dass natürlicherweise in der Muttermilch enthalten ist (siehe hier). Wenn dein Kind aber nun bei der Tagesmutter ist, dann weiß es i. d. R., dass diese Strategie nicht funktioniert und muss lernen hier eine neue Strategie zu verfolgen. Keine Sorge: Unsere Kinder sind stark und sehr anpassungsfähig. Wichtig für dich und dein Kind ist jedoch, dass eure Tagesmutter eine verlässliche Strategie parat hat. Vielleicht sprichst du einfach mit ihr nochmal in Ruhe über diese Sorge?

Mögliche Ablenkungsstrategien:

  • Kuscheln nach Schreck/Verletzung/Schmerzen
  • ein Lied
  • eine Geschichte über Schmerzen o. ä.
  • Sprüche/Reime, wie

Heile, heile Segen, drei Tage Regen. Drei Tage Schnee, dann tut’s nimmer weh!“ (Kurzvariante, regionale Unterschiede)

Generell zum Thema Abstillen möchte ich dir folgende Gedanken mitgeben:

  1. Möchtest du wirklich abstillen?
  2. Oder treibt dich nur die Sorge um, dass du es deinem Kind damit schwerer machst?

Wenn du die erste Frage mit einem klaren“Ja“ beantworten kannst, dann wird es wirklich Zeit abzustillen, denn sobald sich einer in der Stillbeziehung unwohl fühlt, sollte diese Beziehung beendet werden.

Wenn du jedoch eher die zweite Frage mit „Ja“ beantwortest, dann möchte ich dich noch Fragen, ob du auf deine Lieblingsspeise lieber ganz verzichten möchtest oder du einen Verzicht leichter hinnehmen kannst, wenn du weißt, dass du sie zumindest ab und an noch darfst? Was denkst du wird deinem Kind leichter fallen? Die richtige Antwort darauf kennst nur Du. Du bist die Expertin für Dein Kind!

Wie kann ich abstillen?

Schwierige Frage. Zunächst möchte ich dir sagen, dass es auch hier nicht die eine Methode gibt und leider auch viele fragwürdige Ansätze. Wichtig ist, dass die Methode zu euch passt, denn jede Familie ist doch ganz individuell. Ich gebe Dir hier einige Ideen zur Hand (einige hast du ja auch schon probiert, aber vielleicht helfen sie anderen Mamis). Wichtig ist mir jedoch dabei, dass du dein Kind bei jeder dieser Methoden begleitest und achtsam Dir und Deinem Kind gegenüber bist. Spüre eure Grenzen und höre bitte auf Dein Bauchgefühl.

  • Vermehrt kuscheln als Alternative anbieten
  • Vor dem Stillen füttern und Mahlzeiten erweitern bzw. auch während des Stillens immer wieder Essen/Trinken anbieten
  • Papa/Oma/Opa/Paten… einbinden (Wenn die Brust erreichbar ist fällt es schwerer eine Alternative anzunehmen)
  • Alternative Routinen für aufreibende Situationen (siehe Liste oben) einführen
  • Schnuller anbieten/einführen (Pro- und Contra eines Schnullers lasse ich hier mal außer Acht)
  • viel mit dem Kind sprechen, eigene Wünsche/Bedürfnisse äußern

Gerade der letzte Punkt fällt oft schwer, aber abgesehen davon, dass unsere Kinder meist mehr verstehen, als wir wahrhaben wollen, hilft es dir Deine Haltung klarer zu signalisieren. Wenn du gemischte Signale sendest, weil du dir selbst noch unsicher bist, so wird die Umsetzung des Projektes „Abstillen“ schwierig. Wenn Du jedoch an Deiner Haltung arbeitest und diese authentisch rüberbringst, dann wird es sicher einfacher.

Generell gilt übrigens, dass möglichst nicht abgestillt werden sollte, wenn man gerade in einer besonders stressigen Situation steckt oder es große Veränderungen gibt. Dazu gehört für mich auf jeden Fall auch die Eingewöhnungszeit bei der Tagesmutter, aber du musst für dich bzw. für euch entscheiden, was euch mehr Stress verursacht.

Konkrete Abstill-Methoden:

  • Gordon (sehr zu empfehlen, aber bitte dennoch obige Tipps beherzigen)
  • Anette Kast-Zahn („Jedes Kind kann schlafen lernen“ – bitte die Finger davon lassen!)
  • Elizabeth Pantley („Schlafen statt Schreien“)

Auf der Seite Mütterimpulse findest du übrigens eine ehrliche Abstillgeschichte und weitere Links zu anderen Geschichten. Vielleicht machen dir diese ja Mut?

Keine Muttermilch bei der Tagesmutter = kalter Entzug?

Du hast davon gesprochen, dass du Angst davor hast, dass die Zeit bei der Tagesmutter einen „kalten Entzug“ für dein Kind darstellt. Sicherlich kann man das so sehen, denn in dieser Zeit kann dein Kind kein Casomorphin aufnehmen. Falls es dich beruhigt, könntest du ja Muttermilch mitgeben oder du siehst die Eingewöhnung bei der Tagesmutter als Meilenstein und in der Zeit nach dem Abholen kann wieder „alte Normalität“ zu Hause gelebt werden. I. d. R. wird ja auch nicht vom „Stillen nach Bedarf“ zum „8 Stunden Tagesmutter-Modus“ gewechselt. Wie lange schafft es dein Kind tagsüber ohne Muttermilch? Ist diese Zeit noch ausbaubar? Hast du schon versucht vormittags klar zu äußern, dass dann Essenszeit und keine Stillzeit ist? Vielleicht hilft es euch bereits im Vorfeld zu sehen, dass bestimmte Zeiten auch ohne Stillen klappen.

Zum Schluss möchte ich noch aufzählen, was wirkliche Gründe zum Abstillen sind und welche Gründe totaler Quatsch sind, sofern sie sich nicht mit ersteren überschneiden.

Gründe für das Abstillen:

  • längere OP mit anschließendem Krankenhausaufenthalt und medikamentöser Behandlung
  • Einnahme bestimmter Medikamente (vorher auf embryotox überprüfen, ob es Alternativen gibt)
  • Mutter möchte nicht (mehr) stillen
  • Kind möchte nicht mehr stillen

Kein Grund abzustillen:

  • Zähne
  • Alter
  • einsetzende Periode
  • erneute Schwangerschaft
  • Kiga/Tagesmutter oder sonstige externe Betreuung

Wie kann ich die Muttermilchproduktion natürlich hemmen?

Da unser Körper tatsächlich unglaublich ist, musst du i. d. R. nichts tun, wenn du sanft abstillst. Die Milchproduktion richtet sich nach der Trinkmenge und reduziert sich somit selbst. Solltest du jedoch dennoch das Bedürfnis haben mehr zu tun empfehle ich dir folgende Schritte:

  1. Tee (ca. 3 Tassen Salbei- oder Pfefferminz-Tee am Tag)
  2. Enge Unterwäsche (bitte dennoch auf Bequemlichkeit achten)
  3. Kälte (Regelmäßig Kühlkompressen auflegen)

Schau jedoch immer, wie es dir damit geht. Abstill-Medikamente oder Globuli sind i. d. R. nicht nötig. Sollte Deine Brust jedoch schmerzen, spreche mit deiner Hebamme oder deinem Arzt/deiner Ärztin.

Das Team von starkekids.com hat mich übrigens darauf hingewiesen, dass sie eine noch ausführlichere Antwort auf deine Frage haben. Also falls dir nach noch mehr Input ist, schau doch gerne einmal vorbei: https://starkekids.com/wann-abstillen/ Dort findest du ebenfalls Tipps, wie du achtsam und bindungsorientiert in die nächste Etappe eurer Familiengeschichte aufbrechen kannst.

Ich hoffe die ein oder andere Info hat dir geholfen!? Oder du hast vielleicht noch einen anderen Tipp für Gleichgesinnte? Dann schreib doch gerne eine Nachricht in die Kommentare!

Veröffentlicht von Sabrina vom Sinneskarussell

Hallo ihr Lieben, ich bin Sabrina. Mama von vier wundervollen Kindern (geboren 2001, 2003, 2015 und 2022) und Erziehungswissenschaftlerin mit Leib und Seele. Vor meiner Elternzeit arbeitete ich als Lehrkraft an einem Berufskolleg in der Fachschule für ErzieherInnen. Außerdem war ich in der Familienbildung In Dortmund und im Kreis Unna aktiv. Neben den Sinneskarussell-Kursen indoor, outdoor und online, biete ich Stoffwindel-, Windelfrei-, Still-, Beikost- und Schlafberatung an, bin Trainerin für psychomotorische Bewegungsentwicklung im Wasser und Übungsleiterin im Kinderturnen. Ein buntes Potpourri an Dienstleistungen rund um das Familienleben also. Mittlerweile ziehen wir in den Kanton Aargau (Schweiz) und ich werden bald dort Kurse und Beratungen anbieten können. Ich möchte auf meiner Seite zudem nach und nach allen interessierten Eltern meine gesammelten Werke an Ideen und Materialempfehlungen zur Verfügung stellen.

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